LEBEN IN NIDDEN

Luftbild von Nidden

Nidden - Blick auf die Hafenmole


 

Nidden musste 1740 an seinem jetzigen Standort neu gegründet werden, da die vorherige Siedlung - Alt-Nidden - von Sanddünen verschüttet worden war.

Neben Rosssiten war Nidden die größte Siedlung auf der Nehrung mit ca. 800 Einwohnern. Im Dorf stand eine der vier Kirchen der damals überwiegend evangelischen Nehrung, es gab eine Schule, einen Leuchtturm, eine Jugendherberge und eine 1904 errichtete steinerne Hafenmole am Haffufer. Das Elektrizitätswerk wurde 1930 gebaut.

Zu Nidden dürften ca. 100 größere Fischerboote gehört haben, die am Hafen oder auf dem Strand direkt an den Grundstücken lagen. Durch ihre flache Bauweise konnten die Boote auch einfach am Haffstrand anlanden. Auf dem Luftbild von Nidden von Paul Isenfels ist die Hafenanlage gut zu erkennen.

Wie auf dem Dorfplan zu erkennen, waren die meisten Grundstücke schmal und langgestreckt. Wichtig war, neben dem Wohnhaus einen Schuppen zu haben für die Tiere - meistens Schweine, Hühner und andere Kleintiere. Kühe wurden in einer Dorfherde gemeinsam auf die Dünen getrieben. In den Gärten wurde auch ein wenig Gemüse angebaut.

Neben der Fischerei waren vor allem später die Kur- oder Sommergäste eine wichtige Einnahmequelle. Die Gäste wurden hauptsächlich von der Frau des Hauses betreut, während die Männer sich z.B. um das Vermieten von Kanus oder um Rundfahrten im Fischerboot für die Besucher kümmerten. Die Kinder wurden schon früh eingespannt, um Beeren, Holz oder Kiefernzapfen zu sammeln oder sich um die Tieren zu kümmern. Da auf der Nehrung nicht genügend Futterheu für Pferde und Kühe zu gewinnen war, hatten die Familien häufig ein Grundstück an der anderen Haffseite, das zum Heumachen genutzt wurde. Für ein oder zwei Tage wurde auf der Wiese kampiert und alle mussten mithelfen, das Heu zu schneiden. Dann wurde der Kahn bis oben hin vollgepackt mit Heu und über das Haff nach Hause gesegelt.

Gefischt wurde oft nachts und das Recht, mit dem entsprechenden "Garn" in Haff oder Ostsee zu fischen, war gebunden an das jeweilige Grundstück. In den Adressverzeichnissen werden die Boots- und Fischereirechtsbesitzer "Fischerwirte", die für ihren Lohn arbeiteten Fischer "Kätner" genannt. Es gab jede Menge Regelungen, was wann wie gefischt werden durfte und was nicht. Schutzbestimmungen, die zur Erhaltung der Fischgründe sinnvoll gewesen sein mögen, aber für die Fischer oft ein Ärgernis darstellten. Insbesondere in der "Litauischen Zeit" (1923-1939) gab es oft Streit mit den Behörden - vor allem natürlich mit dem Zoll. Da die Grenze zu Deutschland dort verlief, wo auch heute die Grenze zum russischen Teil der Nehrung liegt, wurde - wie an allen Grenzen - gerne geschmuggelt. Ein Fischerleben auf der Nehrung konnte dann sehr wohl dramatische Züge annehmen!

 

 

Hier kann man schön sehen, wie ein Haffgrundstück vom Haupthaus aus gegliedert war: Gemüsebeete, Schuppen und die Kähne am Ufer.

Das Foto gehört der Familie Lauzeningks/Knauerhase