Nidden - das Phänomen





 

 

 

 

 

Der berühmte Italienblick

 

Die kurische Nehrung ist ein schmaler Landstreifen, der das kurische Haff von der Ostsee trennt. Die Nehrung war früher fast gänzlich bewaldet. Mit dem Abholzen entstanden große Wanderdünen, die ganze Dorfer unter Sand begruben. Auch Nidden mußte 1740 neu gegründet werden. Die Versuche, die Dünen zu befestigen, haben eine lange und erfolgreiche Geschichte. Aber genau durch diese Dünen ist die Landschaft um Nidden auch als die "Sahara des Nordens" bekannt geworden. Am markantesten ist ein Dünental, in dem kein sterblicher Laut zu hören ist: Das "Tal des Schweigens".

Die Einheimischen lebten vorwiegend von Fischfang- und verkauf und von Einkünften durch Sommergäste. Nidden war seit Ende des 19. Jhds. ein bekannter und beliebter Ferienort. Wegen der landschaftlichen Besonderheiten hat es auch viele Künstler auf die Kurische Nehrung verschlagen und es gibt eine ganze Reihe von bekannten und schönen Bildern von Nidden und Umgebung.

Umgangssprachen waren auf der Kurischen Nehrung von Nidden hoch bis Memel Kurisch und Deutsch; auf dem unteren Teil der Nehrung wurde vorwiegend Plattdeutsch gesprochen. Nehrungskurisch wird heute nur noch von einigen wenigen beherrscht.

Das Leben in den Fischerdörfern auf der Kurischen Nehrung war damals nicht einfach. Z.B. waren 1936 noch nicht alle Dörfer auf der Nehrung mit Strom und fließendem Wasser versorgt, in Preil und Perwelk behalf man sich noch mit Petroleumlampen. Auf dem kargen Sandboden war es kaum möglich, Landwirtschaft zu betreiben, selbst Winterheu für die Tiere musste mit Booten vom Festland geholt werden. Und die Fischerei ist immer ein gefährliches Geschäft - nicht nur bei Sturm und Regen.

Nidden als Ort für die Sommerfrische mußte den Gästen natürlich einige Annehmlichkeiten bieten, daher gab es Hotels, Pensionen und Betten in mehr oder weniger allen Fischerhäusern, die Besucher konnten im Kurenkahn aufs Meer fahren, es gab Ausflugsdampfer von Memel, eine Künstlerkolonie und sogar berühmte Gäste, wie Thomas Mann und seine Familie, die in Nidden ein Ferienhaus besaßen.

Das Hervorstechende in den Erzählungen, Berichten und Urlaubsschilderungen ist aber das Erlebnis der Landschaft der Kurischen Nehrung und ihrer Eigenheiten. Von Meer und Haff, Dünen und Hochwald, Zugvögeln und Elchen schien (und scheint) geradezu ein Zauber auszugehen, der in Sehnsucht übergeht und in eine bewegte Ehrfurcht vor der Natur, die sich hier von Menschen nicht viel vormachen läßt.