Keitelkähne

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Kurenkahn mit Keitelnetz
(V. Moslehner © Brigitte Bean)


"Bei den Fischerkähnen unterschied man drei Größenklassen. Die großen Schiffe verwendete man ausschließlich in der Großfischerei, die kleinen Kähne hingegen fast nur in der Kleinfischerei, während die Fahrzeuge der Mittelklasse zur Groß- wie zur Kleinfischerei gebraucht wurden. 'Großfischerei' und 'Kleinfischerei' sind Benennungen für den Fischfang mit unterschiedlichen Gruppen von Netzarten, von denen schon in den ältesten Ordensurkunden über Verleihung von Fischereirechten die Rede ist. (...)

Die Bezeichnung der Kähne leitete sich her von der mit ihnen betriebenen Fangart mit den verschiedenen Netzen und konnte beim gleichen Fahrzeug jahreszeitlich wechseln; doch war die einzelne Größenart für eine* Fangart, ein Netz vor allem geeignet und handlich oder besonders wirtschaftlich, wenn schon von ihm aus auch mit anderen Netzen gefischt wurde. (...)

Zur Großfischerei gehörten u.a. 1/2 Kurennetz, 1/2 Braddengarn und ein Keitelnetz einschließlich Stintkeitel, die von großen Fahrzeugen geschleppt wurden. Bei der Großfischerei konnte nur das Keitelnetz durch ein Segelfahrzeug gezogen werden. Für den Fang mit dem Kur(r)ennetz und dem Braddengarn benötigte man jedoch zwei von einander abgekehrte große Fahrzeuge, die mit einer Spannbreite von 300 bis 350 m das Netz schleppten. Das verliehene Recht bewilligte deshalb nur je 1/2 Kur(r)ennetz, ein 1/2 Braddenfgarn und auch nur ein 1/2 großes Zuggarn oder Windegarn.

Der Keitel war ein trichterförmiges Schleppnetz (10 bis 12 m lang) mit einer Gesamtschlepplänge von 50 bis 70 Metern (...)Da es nur von einem Fahrzeug, dem Keitelkahn, gezogen wurde, wählte man der stärksten Segelkraft und besseren Seetüchtigkeit wegen die größte Fahrzeugart dieser Klasse dort, wo die Keitelfischerei bevorzugt betrieben. Die höchstmögliche Schiffsgröße, bei der von zwei Mann Besatzung Segel, Ruder und Netz noch bedient werden konnten, lag bei einer durchschnittlichen Gesamtlänge des Keitelkahns von 13 Metern.

Das Ku(r)rennetz war ein dreiwandiges Zugnetz mit einer Länge von 240 bis 300 m; zwei gleichstarke Segelfahrzeuge schleppten das Netz mit der Windrichtung, indem sie - voneinander abgekehrt und quer zum Winde liegend - es auseinanderhielten. Da zum Aufnehmen des Netzes die Fahtzeuge mit der Leine zu einander herangeholt werden mußten, wählte man dort, wo die Ku(r)renfischerei vorherrschte, etwas kleinere Fahrzeuge. Die Gesamtlänge des Kur(r)enkahns (über alles) betrug 11 1/2 bis 12 Meter." (S. 130-134)

Mit den Keitel- und Kurenkähnen wurde haupsächlich nachts gefischt.

Das Braddenkähne hatten eine durchschnittliche Länge von 11 Metern und ein einwandiges Zugnetz mit einem Sack und zwei 180 m langen Flügeln. Gegen das Ufer, an dem der Zug angesetzt werden sollte, mußte der Wind wehen, um das Netz in flachem Wasser einziehen zu können. Dort konnten die Fische nicht seitlich ausweichen. Mit den Braddenkähnen wurde meistens tagsüber gefischt.

Insgesamt kann (um 1929) von einer Gesamtzahl von etwa 450 großen, wimpelführenden Fischerbooten auf dem Kurischen Haff ausgegangen werden.

Aus: Woede, Hans: Wimpel der Kurenkähne, S. 130-134, 136/137.(siehe Literatur), * im Orginal gesperrt

 

Hier kann man gut sehen, wie ein Kurenkahn von "innen" aussah.